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Wenn Kommunikation zum Schwingen kommt

  • Autorenbild: Christian Straub
    Christian Straub
  • 7. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Sept.

Kommunikationsberatung

Kennen Sie das Gefühl? Sie verlassen ein Meeting und denken: “Wir haben zwei Stunden geredet, aber irgendwie ist nichts angekommen.” Oder Sie scrollen durch endlose E-Mail-Threads und fragen sich, ob überhaupt jemand wirklich zugehört hat. Willkommen in der Welt der Einbahnstraßen-Kommunikation. Aber was, wenn Kommunikation anders funktionieren könnte?


Stellen Sie sich vor, Ihre Worte würden nicht nur ankommen, sondern nachklingen. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt und Kreise zieht. Oder wie ein Musikstück, das lange nach dem letzten Ton noch in uns nachschwingt. Das ist die Kraft von Resonanz in der Kommunikation.


Mit der richtigen Frequenz zum passenden Ton.
Mit der richtigen Frequenz zum passenden Ton.

Das Geheimnis der inneren Frequenz


Jeder Mensch trägt eine Art "innere Melodie" in sich – geprägt von Erfahrungen, Werten und aktuellen Bedürfnissen. Manche nennen es Intuition, andere Bauchgefühl. Wissenschaftler sprechen von neuronalen Netzwerken. Egal, wie wir es nennen: Diese innere Frequenz entscheidet darüber, ob eine Botschaft wirklich ankommt oder einfach abprallt. Die Kunst liegt darin, diese Frequenz zu erkennen und darauf einzugehen. Denken Sie an ein Gespräch, das Sie wirklich berührt hat. Wahrscheinlich hatte es wenig mit perfekter Rhetorik zu tun und viel mit dem Gefühl: “Diese Person versteht mich wirklich.” Genau das ist Resonanz – wenn sich zwei Menschen auf derselben Wellenlänge befinden - wie schwingende Gitarrensaiten die zusammen einen harmonischen Ton ergeben.


Der Gastgeber-Ansatz: Räume schaffen statt Botschaften senden


In der Kommunikation dreht sich oft alles nur um eines: "Wir müssen die richtige Botschaft finden." Dabei ist es umgekehrt. Erfolgreiche Kommunikation beginnt nicht mit dem Senden, sondern mit dem Empfangen. Ein guter Gastgeber fragt nicht: "Was will ich meinen Gästen erzählen?" Er fragt: "Was brauchen meine Gäste, um sich wohl zu fühlen?" Er schafft Atmosphäre, hört zu und reagiert auf die Stimmungen im Raum.


Übertragen auf die Unternehmenskommunikation bedeutet das: Bevor Sie sprechen, verstehen Sie. Bevor Sie überzeugen wollen, schaffen Sie Vertrauen. Bevor Sie Ihre Agenda durchsetzen, erkunden Sie die Bedürfnisse Ihres Gegenübers.


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Drei Säulen der Resonanz-Kommunikation

 

1. Tiefe vor Breite

Vergessen Sie das Gießkannenprinzip. Statt hundert Menschen oberflächlich zu erreichen, bewegen Sie zehn Menschen wirklich. Fragen Sie sich: “Was bleibt von unserem Gespräch zurück? Welche Gedanken lösen wir aus? Welche Gefühle entstehen?”

 

2. Begegnung vor Botschaft

Menschen kaufen nicht von Unternehmen – sie kaufen von Menschen. Mitarbeiter folgen nicht Strategien – sie folgen Menschen. Kunden vertrauen nicht Marken – sie vertrauen Menschen. Machen Sie Ihre Kommunikation menschlich. Zeigen Sie Gesicht. Erzählen Sie Geschichten. Gestehen Sie Unsicherheiten ein.

 

3. Haltung vor Technik

Die beste Präsentationstechnik nutzt nichts, wenn die innere Haltung nicht stimmt. Menschen spüren Authentizität – und sie spüren auch deren Fehlen. Fragen Sie sich: "Wofür stehe ich? Was ist mir wirklich wichtig? Was treibt mich an?"


Resonanz in der Praxis: Konkrete Schritte

 

Schaffen Sie Zuhör-Rituale: Etablieren Sie regelmäßige Formate, in denen wirklich zugehört wird. Ohne Agenda, ohne Zeitdruck, ohne den Drang, sofort zu antworten.

 

Entdecken Sie Ihre Unternehmensgeschichten: Welche Geschichten erzählen Ihre Mitarbeiter über das Unternehmen? Welche Mythen kursieren? Welche Erzählungen verbinden, welche trennen?

 

Entwickeln Sie eine Sprache der Verbindung und finden Sie neue Formulierungen: Ersetzen Sie z.B. “Wir müssen” durch "Wir können / Wir möchten / Wir überlegen zusammen". "Das Problem ist” durch "Die Herausforderung liegt darin / Wir erleben gerade, dass / Welche Ideen gibt es zu / Wir kommen weiter, wenn”. Und nicht übertreiben, es muss zur Realität und der aktuellen Stimmung passen.


Kritik ist kein Angriff, sondern oft ein Hilferuf.
Kritik ist kein Angriff, sondern oft ein Hilferuf.


Die Kraft der kreativen Spannung


Resonanz entsteht nicht nur in der Harmonie. Manchmal braucht es Reibung, um wirklich ins Gespräch zu kommen. Konflikte sind keine Kommunikationsfehler – sie sind Kommunikationschancen. Wenn ein Mitarbeiter kritisiert, dass die Unternehmenswerte nicht gelebt werden, ist das kein Angriff. Es ist eine Art Hilferuf. Wenn ein Kunde unzufrieden ist, ist das keine Störung. Es ist eine Einladung zur Verbesserung. Die Kunst liegt darin, diese Spannungen nicht zu glätten, sondern sie als Ausgangspunkt für ehrliche Dialoge zu nutzen. Feedback wird dann nicht zur Bewertung, sondern zur gemeinsamen Suche nach Lösungen.

 

Warum Resonanz nicht planbar ist


Kampagnen und Kommunikationsstrategien versuchen oft, Emotionen zu "designen” – durch ausgeklügelte Kampagnen, emotionale Bilder oder inspirierende Slogans. Doch echte Resonanz lässt sich nicht verordnen. Sie entsteht in den ungeplanten Momenten: im spontanen Gespräch auf dem Flur, in der ehrlichen Antwort auf eine kritische Frage, in der Bereitschaft, zuzugeben, dass man auch nicht alles weiß.

Resonanz braucht Mut – den Mut zur Verletzlichkeit, zur Offenheit, zur Unperfektion. Sie braucht Menschen, die bereit sind, sich wirklich zu zeigen, statt sich hinter Rollen und Funktionen zu verstecken. Damit das gelingt, braucht es eine transparente Haltung, die Bereitschaft zum Zuhören signalisiert.


Der Klang der Zukunft

 

In einer Welt, die immer lauter wird, gewinnt nicht derjenige, der am lautesten schreit. Sondern derjenige, der den Ton trifft, der bei den Menschen ankommt und im Gedächtnis bleibt. Resonanz-Kommunikation ist keine Technik – sie ist eine Haltung. Eine Einladung, Kommunikation neu zu denken. Nicht als Instrument der Überredung, sondern als Brücke zwischen Menschen. In einer Zeit des Informationsüberflusses wird das Seltene zum Wertvollen: die Fähigkeit, wirklich zuzuhören. Die Bereitschaft, sich auf andere einzulassen. Der Mut, authentisch zu sein. Das ist der Klang der Zukunft.

 
 
 

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